Wissensplattform Partizipationsmethoden

Partizipation = freiwillige, bürgerschaftliche Aktivität zum Ausdruck der Interessen mit dem Ziel Einfluss zu nehmen, ohne dies im Rahmen einer beruflichen Tätigkeit auszuüben.

Hier könnt ihr euch „Mit uns bestimmt! – Arbeitsheft zum Thema Partizipation, der Helfenden Jugendverbände“ herunterladen. Dort sind viele nützliche Tipps und tricks zur Partizipation und Mitbestimmung übersichtlich dargestellt.

Partizipationsstufe: Informationsvermittlung

Die Erwachsenen (z. B. Jugendbetreuer:in, Landesjugendvorstand) dominieren zwar bei der Organisation und Themenwahl und sind zu Sitzungen eingeladen, teilen jedoch ihre Informationen den Jugendlichen mit. Dies ist für eine partizipative Einbindung der Jugendlichen notwendig, da Informationen die Grundlage von Beteiligung darstellen.
 

Beispiele

1) Organisation eines Schwimmbadbesuchs Der/die Jugendbetreuer:in und der/die Jugendleiter:in beschließen mit der Jugendgruppe ins Schwimmbad zu fahren. Sie teilen ihre Entscheidung den Junghelfer:innen mit.2) weiteres Beispiel Auf dem Landesjugendausschuss wird ein:e neue.r Landesjugendleiter:in gewählt. Die Junghelfer:innen werden durch ihre Jugendbetreuer:innen, den Newsletter, die Webseite etc. darüber informiert.3) Jugendraum

Die Ortsbeauftragte entscheidet bei einer Sitzung, dass der Jugendgruppe ein eigener Jugendraum zur Verfügung gestellt wird, sobald ihre Gruppengröße 10 Junghelfer:innen übersteigt. Der Jugendbetreuer, der bei der Sitzung anwesend war, teilt diese Information den Jugendlichen mit. Nun wissen die Junghelfer:innen, dass sie selbst etwas bewirken können, um den Jugendraum zu erhalten: indem sie neue Junghelfer:innen werben.

Indikatorfragen

Was muss erfüllt sein, um diese Partizipationsstufe zu erreichen?

  • Sind Protokolle, Berichte offen einsehbar?
  • Gibt es E-Mail-Verteiler oder Newsletter, über die regelmäßig Neuigkeiten und Vorankündigungen vermittelt werden können?
  • Wie gut funktioniert die personenbezogene, organisationsinterne Kommunikation? Werden Informationen von der Spitze zur Basis und der Basis zur Spitze vermittelt?
  • Sind Sitzungen und Veranstaltungen für Teilnehmer_innen, die ein Interesse daran haben, teilzunehmen und zuzuhören, um Informationen zu erhalten, offen?
  • Gibt es institutionalisierte Formen der Informationsvermittlung (feste Termine zu denen bestimmte Informationen übermittelt werden oder Medien über die Informationen regelmäßig weitergeleitet werden) oder sind diese informell (unregelmäßige Gespräche, zwischen Tür und Angel)?

Methode(n) um die Partizipation der Jugendgruppe zu fördern

Erläuterung:

Jugendbetreuer:innen, Jugendleiter:innen und Jugendsprecher:innen sollten zwischen der Spitze und der Basis vermitteln. Sie teilen Informationen aus Sitzungen und Aktivitäten mit, zu denen die Junghelfer:innen keinen Zugang haben.

Informationswege sollten institutionalisiert sein, damit Informationen nicht verloren gehen und die Vermittlung konstant (erhalten) bleibt.

Methoden:

  • Jugendgruppe hat eine eigene Homepage (z.B. Jugend-CMS), auf der Informationen veröffentlicht werden.
  • Es gibt einen Newsletter, einen E-Mail-Verteiler, eine Telefonliste, eine Facebookgruppe, über die alle erreichbar sind.
  • Vor der fachtechnischen Ausbildung nimmt sich die/der Jugendleiter:in ca. fünf Minuten Zeit, ihnen Neuigkeiten mitzuteilen.
  • Der/die Jugendbetreuer:in und –leiter:in muss sich selbst gut informieren, um Neuigkeiten weiter geben zu können.

Partizipationsstufe: Teilhabe

Alle Junghelfer:innen der Gruppe haben die gleichen Möglichkeiten, an der fachtechnischen Ausbildung, an Freizeitgestaltungen, Sitzungen, Workshops, Seminaren, Juleica-Ausbildungen teilzunehmen.
 

Beispiele

1) Organisation eines Schwimmbadbesuchs 

Die Junghelfer:innen fahren ins Schwimmbad.

2) weiteres Beispiel

Alle Junghelfer:innen haben die Möglichkeit sich weiterzubilden, indem sie Angebote der THW-Jugend in Anspruch nehmen.

3) Jugendraum

Alle Junghelfer:innen können den Jugendraum des OV´s nutzen.

 
 

Indikatorfragen

Was muss erfüllt sein, um diese Partizipationsstufe zu erreichen?

  • Wird den Junghelfer:innen ein weitreichendes Angebot zur Verfügung gestellt, an dem sie sich beteiligen können? Schulungen, Weiterbildung, Freizeitaktivitäten?
  • Sind die Zugangsbedingungen zu diesen Angeboten kostengünstig und zeitsparend, damit auch Jugendliche mit geringen Ressourcen an diesen partizipieren können?

 

 

Methode(n) um die Partizipation der Jugendgruppe zu fördern

Erläuterung:

Der/die Jugendbetreuer:in und Jugendleiter:in ermöglichen den Junghelfer:innen sich durch Teilhabe zu beteiligen, indem sie im ersten Schritt ein weitreichendes, abwechslungsreiches Angebot schaffen.

Als Zweites muss hinterfragt werden, wie zugänglich dieses Angebot für die einzelnen Jugendlichen ist: Zur Erfüllung einer gleichberechtigten Teilhabe muss jede:n Einzlene:n die gleiche Chance erhalten, das Angebot anzunehmen. Keine:r sollte ausgeschlossen werden, weil er sich beispielsweise den Eintritt in den Erlebnispark nicht leisten kann oder weil sie beim Grillen kein Fleisch ist und nichts anderes eingekauft wird. Jugendbetreuer:innen und Jugendleiter:innen müssen für ein gleichberechtigtes Angebot ihre Junghelfer:innen gut kennen und auf Bedürfnisse und Unterschiede eingehen.

Auch Sitzungen und Gremien sollten für die Teilhabe von Jugendlichen geöffnet werden, damit sich diese integriert fühlen. Das Zuhören bei Diskussionen in Sitzungen und Gremien fördert die Weiterbildung sowie die Entwicklung eigener Gedanken zu verschiedenen Themen.

Partizipationsstufe: Mitwirkung

Die Junghelfer:innen nehmen nicht nur teil, sondern haben auch die Möglichkeit, ihren Willen und ihre Meinung bei der Ideen- und Lösungsfindung zu äußern und einzubringen, ohne jedoch eine Entscheidungskompetenz zu besitzen. Es kommt dabei zu einem Ideenaustausch, bei dem sich der beste Gedanke durchsetzen sollte. Der/die Jugendbetreuer:in oder –leiter.in sollte Entscheidungen – vor allem, wenn diese dem Vorschläge der Jugendlichen entgegenstehen – begründen. Die Jugendlichen sollen die Entscheidungen nachvollziehen können, damit Enttäuschungen vorgebeugt werden, die wiederum einer Mitwirkung entgegenwirken könnten.
 
 

Beispiele

1) Organisation eines Schwimmbadbesuchs 

Bei der Organisation können Junghelfer:innen Wünsche über den Schwimmbadbesuch äußern (z.B.: der Besuch soll vormittags, nicht nachmittags stattfinden). Diese müssen von dem/der Organisator:in (Jugendbetreuer:in oder Jugendleiter:in) nicht erfüllt werden, werden aber mit offenem Ohr angehört.

2) weiteres Beispiel

Der/die Jugendsprecher:in steht dem/der Jugendbetreuer:in und dem/der Jugendleiter:in als Vertreter:in der Jugendgruppe beratend zur Seite. Die Entscheidung kann jedoch der/die Jugendbetreuer:in bzw. der/die Jugendbetreuer:in alleine treffen.

3) Jugendraum

Bei der Gestaltung/Instandhaltung des Jugendraums werden die Junghelfer:innen nach ihren Wünschen gefragt. Der/die Jugendbetreuer:in bzw. –leiter:in muss jedoch nicht auf die Wünsche eingehen, da beispielsweise zu wenig Geld zur Verfügung steht.

 

Indikatorfragen

Was muss erfüllt sein, um diese Partizipationsstufe zu erreichen?

  • Wird den Junghelfer:innen die Möglichkeit geboten, innerhalb des Entscheidungsprozesses ihre Meinung kund zu tun?
  • Gibt es Diskussionsrunden vor Entscheidungen, die getroffen werden?
  • Gibt es regelmäßig Treffen, bei denen Junghelfer:innen die Möglichkeit haben, ihren Willen und ihre Standpunkte zu äußern und dabei von den Entscheidern angehört werden?
  • Haben die Junghelfer:innen die Möglichkeit, gegen Entscheidungen, die ihnen nicht gefallen, das Wort zu ergreifen?
  • Finden konstruktive Debatten und Diskussionen, in denen Argumente und unterschiedliche Auffassungen ausgetauscht werden, statt?

Methode(n) um die Partizipation der Jugendgruppe zu fördern

Erläuterung:

Der/die Jugendleiter:in und –betreuer:in muss den Junghelfer:innen, um Mitwirkung zu gewährleisten, Entscheidungsprozesse offen legen. Ein Entscheidungsprozess besteht aus mehreren Phasen. Sowohl in der Ideenfindungsphase als auch in der Argumentationsphase sollten die Jugendlichen mit eingebunden werden. Dabei sollten ihnen zunächst Informationen vermittelt werden, auf deren Grundlage sie sich ihre Meinungen bilden können. Daraufhin sollen sie ihre gebildeten Meinungen ausdrücken und miteinander in der Gruppe austauschen. Das fällt nicht jedem Jugendlichen leicht. Daher ist es die Aufgabe des Jugendbetreuers bzw. –leiters und der Jugendbetreuerin bzw. –leiterin sie spielerisch durch diverse Methoden an eine demokratische Kultur der Willensbildung und Willensäußerung heranzuführen.

Methoden: 

  • „Das Tokensystem“
  • „Brainstorming“
  • „6-3-5-Methode“
  • „Mind-Maps“

Partizipationsstufe: Mitbestimmung

Junghelfer:innen dürfen an Entscheidungen, die von Erwachsenen in bestimmten Positionen (z.B. Jugendbetreuer:innen) vorgegeben werden, nicht nur teilhaben und ihre Ideen einbringen, sondern auch direkt und demokratisch abstimmen und somit die Ergebnisse beeinflussen
 

Beispiele

1) Organisation eines Schwimmbadbesuchs 

Der/die Organisator:in räumt den Junghelfer:innen ein, über ein bestimmtes Angebot und die Ausgestaltung dieses Angebotes mit abzustimmen. Ob sie schwimmen oder lieber eine Fahrradtour machen wollen, entscheiden die Junghelfer:innen dann selbst.

2) weiteres Beispiel

Der/die Junghelfer:in hat ein Entscheidungsrecht bei der Wahl des/der Jugendleiter:in und des/der Jugendsprecher:in.

3) Jugendraum

Den Junghelfer:innen wird mitgeteilt, welcher Betrag für die Gestaltung des Jugendraums zur Verfügung steht. Nun sollen sie selbst entscheiden, wofür die Mittel ausgegeben werden. Ob sie lieber fünf Stühle oder eher eine Coach kaufen, soll gemeinschaftlich und gleichberechtigt beschlossen werden.

 

Indikatorfragen

Was muss erfüllt sein, um diese Partizipationsstufe zu erreichen?

  • In welchen Entscheidungsphasen dürfen die Junghelfer:innen mitbestimmen und in welchen behält sich der/die Jugendbetreuer:in bzw. –leiter:in vor, selbst zu entscheiden?:
  1. Ideenfindung,
  2. Organisation,
  3. Umsetzung/Implementierung der Entscheidung
  • In welcher dieser Phasen werden weitreiche Entscheidungen getroffen?
  • Wo finden direkte Entscheidungsmöglichkeiten statt und wann müssen die Jugendlichen ihre Stimmen delegieren?
  • Haben Junghelfer:innen die gleichen Möglichkeiten mit zu bestimmen? (das gleiche Stimmengewicht?)
 

Methode(n) um die Partizipation der Jugendgruppe zu fördern

Erläuterung:

Einerseits ist es die Aufgabe des/der Jugendbetreuer:in und des/der Jugendleiter:in Entscheidungen für die Jugendlichen zu öffnen und nicht nur alleine zu bestimmen. Andererseits muss Mitbestimmung erlernt werden. Der/die Jugendbetreuer:in und Jugendleiter:in sollte den Junghelfer:innen daher nicht nur den Raum und die Möglichkeit zur Mitbestimmung anbieten und aufzeigen, sondern auch dazu ermutigen, ihre Meinungen zu äußern, Entscheidungen mit abzustimmen und Mitbestimmung durch praktisches und wiederholtes Anwenden üben.

Methoden: 

  • „Der Lotto-Gewinn in der Bahn – Ideen entwickeln“
  • „Der Entscheidungspfad – Entscheidungen treffen“
  • „Entscheidungdpyramide“
  • „Jetzt-Bald-Später-Matrix“
  • „Come in Contract“

Partizipationsstufe: Selbstbestimmung

Junghelfer:innen bringen selbst Ideen dazu ein, was sie machen wollen und worüber sie diskutieren und abstimmen möchten.
 

Beispiele

1) Organisation eines Schwimmbadbesuchs 

Junghelfer:innen dürfen selbst Ideen einbringen, was als Freizeitgestaltung angeboten werden soll.

2) weiteres Beispiel

Junghelfer:innen entscheiden selbst, an welchen Tagen ihre fachtechnische Ausbildung stattfinden soll.

3) Jugendraum

Einer Junghelferin ist aufgefallen, dass der Jugendraum, immer sobald es dunkel geworden ist, düster wirkt. Sie schlägt vor, dass eine zusätzliche Lampe besorgt wird. Bei der monatlichen Fachausbildung erhält sie die Möglichkeit, das Thema anzusprechen und die Meinung der Gruppe einzuholen. Am Ende wird darüber abgestimmt, ob eine neue Stehlampe angeschafft wird.

 

 

 

Indikatorfragen

Was muss erfüllt sein, um diese Partizipationsstufe zu erreichen?

  • Gibt es räumlich und zeitlich institutionalisierte Möglichkeit für die Junghelfer:innen Themenvorschläge zu machen?
  • Werden sie dabei unterstützt, sich über ihre Erwartungen und Ziele in der Jugendgruppe Gedanken zu machen, z. B. durch Methoden wie Brainstorming, die spielerisch an sie herangetragen werden?
 

Methode(n) um die Partizipation der Jugendgruppe zu fördern

Erläuterung:

Der/die Jugendleiter:in und –betreuer:in muss die Junghelfer:innen darin ermutigen, selbstständig Ideen einzubringen und diese auch zulassen. Den Jugendlichen muss verdeutlicht werden, dass sie sich Raum für eigene Ideen schaffen und nehmen können. Machen sie positive Erfahrungen dabei, dass eigenen Ideen Raum zur Diskussion gegeben werden und am Ende eventuell umgesetzt werden, trauen sie sich häufiger selbstständig Vorschläge einzubringen. Der/die Jugendleiter:in und –betreuer:in kann die Junghelfer:innen dabei unterstützen, indem mit ihnen geübt werden, wie Ideen entwickelt werden und gemeinsam darüber diskutiert und entschieden werden kann. Dies muss auch erst mal gelernt werden!

Methoden: 

  • „Der Ideensprint-Planungssprint – Ideen entwickeln“
  • „Der Entscheidungspfad – Entscheidungen treffen“
  • „Zukunftswerkstatt“
  • „Open Space“
  • „Szenario“

Partizipationsstufe: Selbstverwaltung

Junghelfer:innen erledigen verwalterische und organisatorische Aufgaben in Eigenregie. Von der Ideenfindung bis hin zur Umsetzung der Ideen und ihre Auswertung haben sie Entscheidungsfreiheit und teilen ihre Entscheidungen den Erwachsenen lediglich mit.
 

Beispiele

1) Organisation eines Schwimmbadbesuchs 

Junghelfer:innen treffen unabhängig von der Unterstützung der Erwachsenen selbst die Entscheidung, dass sie ins Schwimmbad fahren wollen, wie sie dort hinkommen, was es kostet darf etc..

2) weiteres Beispiel

Ein Junghelfer erzählt seiner Jugendgruppe von dem Sommerfest an seiner Schule. Sofort sind sich alle darüber einig, dass sie dort Öffentlichkeitsarbeit für ihre Jugendgruppe anbieten möchten. Daher stellen sie einen Plan auf, wie sie vorgehen, was sie dort präsentieren möchten und setzen den Plan eigenständig um: Sie entscheiden u. a., wer an dem Tag anwesend sein wird, fragen den/die Schulleiter:in sowie die Eltern um Erlaubnis und ob die/der Jugendbetreuer:in sie begleiten würde.

3) Jugendraum

Junghelfer:innen wollen ihren Jugendraum schöner gestalten und stellen dazu ein Konzept zur Mittelakquise auf, das sie selbst durchführen.

 
 

Indikatorfragen

Was muss erfüllt sein, um diese Partizipationsstufe zu erreichen?

  • Werden die Diskussionen von den Junghelfer:innen selbst geleitet?
  • Finden die Ideenfindung, die Entscheidungsprozesse und die Umsetzung der Entscheidungen in Eigenregie statt?
  • Entscheiden die Junghelfer:innen selbst, in welche Themen sie einbezogen werden und mitbestimmen dürfen?

Methode(n) um die Partizipation der Jugendgruppe zu fördern

Erläuterung:

Bei dieser Form der Beteiligung ist die Rolle und Aufgabe des/der Jugendbetreuer:in und des/der Jugendleiter:in sehr gering. Zur Unterstützung kann er/sie die Selbstverwaltung zulassen und lediglich Tipps zur Strukturierung und zur Anwendung von Methoden sowie Literaturhinweise anbieten.

Methoden: 

  • „Der Kompass – Beteiligungsprojekte umsetzen“
  • „Spielleitplanung“
  • Literatur vom DBJR: „Projektmanagement leicht gemacht“ (Anleitung für Jugendgruppen eigene Projekte ins Leben zu entwickeln und umzusetzen)